Sie werden auf den Dörfern zwar immer weniger, wenn es sich nicht gerade um einen Bauernhof handelt, aber der ein oder andere hat noch eine Scheune auf seinem Grundstück und da diese meist gut gefüllt sind, möchte man die Scheune auch gern erhalten. Scheunen sind meistens mit Brettern verschlagen. Diese halten nicht ewig, zumal sie Wind und Wetter ausgesetzt sind. Irgendwann stellt sich also die Frage, wie man die Scheune neu verkleiden kann.
Dafür wieder Bretter zu verwenden scheint erstmal die naheliegende Variante zu sein.
Aber ich habe auch schon Verkleidungen mit farbigen Trapezblech oder Bitumwellplatten gesehen. Diese Wellplatten gibt es auch in anderen Materialien, z.B. Acryl.
Auf der einen Seite ist es Geschmackssache und eine Frage des Geldbeutels, wie man seine Scheune beschlagen will. Auf der anderen Seite muss man schauen, ob es nicht irgendwelche behördlichen Auflagen dazu gibt, z.B. Denkmalschutz, Erhaltung des Dorfcharakters oder zum Fassadenbild.
Was die Kosten anbelangt fährt man mit Wellbitumplatten gegenüber Holzbretter oder Acrylplatten wesentlich günstiger. Wie es ausschaut, wenn man dies Platten wieder entsorgen muss, steht auf einem anderen Blatt.
Eine typische Scheunen-Fassade sollte aus meiner Sicht mit Brettern verschlagen werden.
Hier gibt es sicherlich eine große Auswahl und auch viele verschiedene Ansichten bis hin das jemand auf die Idee kommen könnte die Scheune mit WPC-Brettern zu beschlagen.
In den meisten Fällen wird es sich dann aber doch auf die im Sägewerk zum größten Teil heimischen Baumsorten beschränken. Hier gilt es zwischen Lärche und den Nadelhölzern Kiefer, Tanne oder Fichte zu unterscheiden.
Lärche hat die Eigenschaft, dass man sie nicht streichen muss; ist im Einkauf aber ca. doppelt so teuer wie die anderen Nadelhölzer. Jedoch kann hier noch die Aufwendungen fürs Streichen und für die Farbe gegenrechnen.
Dass man die Lärche nicht streichen muss liegt daran, dass das Lärchenholz aufgrund von Verwitterung nach ein paar Monaten eine silbrige graue Pertina ausbildet, die dann das Holz vor weiteren Witterungseinflüssen schützt. Wenn man also mit dem silber-grauen Anblick klar kommt, initial etwas mehr ausgeben kann und die Streicherei scheut, dann greift man am besten zur sägefrischen Lärche.
Bretter aus Kieferholz, Tanne oder Fichtenholz muss man auf jeden Fall streichen, sonst hat man keine lange Freude daran und steht bald wieder auf der Leiter oder Rüstung.
Als Kind habe ich noch gesehen, wie die Bretter mit schwarzem Teer (Bitumen) eingestrichen wurden. Ist anscheinend heute nicht mehr erste Wahl, falls das überhaupt noch erlaubt ist?. Teilweise wurde früher ein solcher Anstrich mit teerölhaltigen Lasuren auch für Bahnschwellen verwendet. Da taucht dann der Name Carbolineum auf. Da das Zeug stark gesundheitsschädlich ist, darf es nicht mehr eingesetzt werden. Es wird auch zu Firnis, z.B. Leinöl-Firnis, also ölhaltige Lasuren geraten. Diese Lasuren schützen dass Holz, sind aber relativ farblos, so dass die Holzoptik erhalten bleibt und die Maserungen noch gut erkennbar sind. Ein Vertreter ist hier zum Beispiel B-Carbolin-Holzlasur. Man kann aber auch Holzfarben verwenden, die eine Kombination aus Schutzanstrich und Farbe darstellen, wie z.B. HSL-30/m von remmers. Das ist zwar auch nicht gerade günstig zu haben, aber bei der Farbe bzw. Lasur sollte man nicht zu geizig sein, wenn man lange Haltbarkeit erwartet.
Hat man die Bretter gestrichen und ist alles gut getrocknet, steht man vor der nächsten Aufgabe, die Bretter an der Scheune anzubringen.
Dazu muss man erstmal die alte Fassade, vermutlich in die Jahre gekommene alte morsche Bretter entfernen. Und höchstwahrscheinlich sind diese Bretter angenagelt, denn früher ohne Akkuschrauber und höchstens Schlitzschrauben verfügbar, wäre alles andere eine Qual gewesen.
Folgende Werkzeuge empfehle ich für die Demontage der Bretter zu beschaffen/bereitzulegen:
Und dann wird in die Hände gespuckt und die alten Scheunenbretter abgerissen.
Für die Anbringung den neuen Bretter stellt sich noch die Frage, ob man wieder nageln oder schrauben sollte. Schrauben schafft definitiv eine haltbarere, dauerhafte Verbindung. Beim Schrauben sollte man aber auch an die Zukunft und ggf. die nachfolgende Generation denken. Sollte es sich um billige Schrauben handeln, die irgendwann zu rosten anfangen und wo man deswegen später keine Chance mehr hat, diese mit dem Schraubendreher zu lösen, wird man bei einer zukünftigen Demontage, die Bretter nur ausbrechen können und dann die verrosteten Schrauben mit der Flex abtrennen können.
In unserem Fall haben wir uns trotzdem für Schrauben entschieden und hoffentlich eine Charge erwischt, die nicht rostet. Es handelt sich dabei um TORX-Schrauben, die lassen sich sehr gut mit dem Akku-Schrauber reindrehen. Je nach Anbringung der Bretter werden zwei unterschiedliche Längen von Schrauben benötigt. Warum sieht man im nächsten Abschnitt zur Anbringung und Befestigung der Scheunenbretter.
Es spricht aber auch nichts dagegen, die Bretter anzunageln. Will man nicht den Hammer schwingen bis der Arm abfault, empfiehlt sich die Verwendung einer Nagelpistole. Diese gibts elektrisch oder pneumatisch (Druckluft).
Es empfiehlt sich mit mindestens zwei Personen zu arbeiten und eine Rüstung zu verwenden. Man kann zwar auch versuchen von Leiter zu arbeiten, aber das ist wesentlich unhandlicher und die Unfallgefahr steigt.
Man sollte sich eine Säge, z.B. Kappsäge oder Stichsäge, bereitlegen, falls man die Bretter noch auf Länge zuschneiden muss oder an den Dachsparren ausschneiden muss. Außer sollte man sich noch den Farbtopf bereitstellen, damit man die Schnittstellen gleich nochmal einpinseln kann.
Bei der Anbringung der Bretter sollte man auch darauf achten, dass diese keine Berührung mit dem Boden/Erdreich haben, denn durch feuchte Erde wird der Fäulnisprozess begünstigt und damit die Lebensdauer reduziert.
Die einzelnen Bretter werden dann überlappend montiert. Es gibt ein Unterbrett und ein Oberbrett. Die Überlappung sollte mindestens 2-3cm sein. Das gleicht dann auch gut die "Toleranzen" mit denen die Bretter aus dem Sägewerk kommen aus.
Da das Oberbrett auf dem Unterbrett aufliegt und somit weiter entfernt ist vom Fachwerk der Scheune, empfehlen sich zwei verschiedene Schraubenlängen zu verwenden, Länge natürlich auch abhängig von der Brettstärke. Fürs Unterbrett nimmt man die kürzeren Schrauben und fürs Oberbrett die längeren Schrauben.
Wichtiger Hinweis: Man soll das Oberbrett nicht mit dem Unterbrett verschrauben. Das Oberbrett auch immer direkt mit dem Fachwerk der Scheune verbinden, da Holz bekanntlich arbeitet und sich sonst Spannungen zwischen den Brettern bilden können, die zum Reißen der Bretter führen.
In unserem Fall haben wir die Bretter direkt auf das Fachwerk, auf die Balken der Scheune montiert, schließlich ist es ein Nebengebäude und die alten Bretter waren auch direkt auf das Fachwerk genagelt. Der Fachmann würde aber vermutlich eine Lattung daruntersetzen und die Bretter dann auf der Lattung befestigen. Das hat den Vorteil, dass man Unebenheiten im Fachwerk ausgleichen kann und dann die Bretter schön senkrecht montiert werden können, so dass auch Spannungen in den Brettern durch diese Unebenheiten vermieden werden.
Da man eine Überlappung von Oberbrett und Unterbrett berücksichtigen muss, wird die Berechnung, wie viele Bretter man benötigt etwas interessanter. Ich gehe jetzt nur mal von einer rechteckigen Seitenfläche aus. Am Giebel, wo das schräge Dach und reichlich Verschnitt berücksichtigt werden muss, wird es nochmals etwas komplizierter. Bei der Berechnung muss man ggf. auch etwaige Türen, Tore oder Fenster, die nicht mit Brettern zu versehen sind, abziehen. Die nachfolgende Berechnung zeigt also nur, wie man prinzipiell die Überlappung von Oberbrett und Unterbrett berücksichtigen muss.
Auf dem nachfolgenden Bild sieht man, wie Ober- und Unterbrett überlappend angeordnet sind und wie sich daraus die Anzahl der Bretter bezogen auf eine Länge berechnen lässt.
Rein formal lautet die Formel
Ist das Ergebnis ein Kommawert, dann den so ermittelten Wert immer aufrunden. Und vielleicht noch 1-2 Bretter dazurechnen als Reserve, um Eventualitäten aufgrund von Verschnitt, Rissbildung oder ähnlichem ausgleichen zu können.
Ein typische Brett hat zum Beispiel eine Breite von 200mm und eine Höhe von 4000mm. Nehmen wir eine Überlappung von 3cm an, dann ergibt sich eine effektive Brettbreite von 170mm. Angenommen die Scheune ist 10m lang, dann benötigt man L=10.000/170mm = 58,8 also 59 Bretter bzw. 61** mit einkalkulierter Reserve auf die Länge für den Fall das die Scheune genau 4m hoch ist. Ist die Scheune höher braucht man längerer Bretter oder muss stückeln. Dann muss man schauen, welche Länge fehlt und wie oft die Länge in z.B. 4m reinpasst.
[Datum: 04.08.2024]