Wer ein eigenes Grundstück hat, der hat meistens auch einen gepflasterten Bereich, sei es ein kleiner Gehweg oder man hat vielleicht die gesamte Einfahrt gepflastert. Am Anfang und viele Jahre auch noch nach der Errichtung sehen die Pflastersteine noch schön aus. Aber mit der Zeit beginnen sich dann hellgraue oder weiße Flecken auf den Steinen zu bilden und plötzlich nach 10 Jahren wundert man sich, wie die Pflastersteine eigentlich aussehen.
Um die weißen Flecken zu beseitigen muss man natürlich erstmal herausfinden, um was es sich dabei handelt.
Umfragen aus dem praktisch veranlagten Bekanntenkreis ergaben, dass es sich um Kalkausblühungen handelt und dass man da nicht viel machen kann, da diese aus dem Stein herauskommen würden. Einziger Ansatzpunkt wäre, sofern man sich noch in der Gewährleistung befindet, an den Hersteller heranzutreten. Nun nach mehr als 10 Jahren kann man sich vermutlich nicht mehr auf Gewährleistung berufen und so richtig nachvollziehbar war das Thema mit den Kalkausblühungen nicht. Diesen müssten doch nach leihenhaften Chemieverständnis mit einer Säure, z.B. Essig, nachzukommen sein, zumindest temporär.
Nun es gibt diese Ausblühungen wirklich. Dies kann passieren wenn Wasser/Feuchtigkeit in den Stein eindringt und dort Bestandteile, wie Mörtel, herauslöst. Kann das Wasser bzw. die Feuchtigkeit nicht nach unten abfließen und tritt wieder nach oben aus, dann verdunstet irgendwann dass Wasser und vom Lösungsgemisch bleiben die gelösten Bestandteile übrig, die dann die weißen Flecken bilden.
Bei einem professionell gepflasterten Weg/Hof/Einfahrt sollte das Wasser/Feuchtigkeit immer nach unten abfließen können bzw. werden die Pflastersteine mit Gefälle zu einer Drainage verlegt. Dieser Fall sollte also gar nicht auftreten. Und falls doch, erkennt man ja bei dieser Theorie, dass das Ganze wasserlöslich ist und man den unsäglichen Flecken mit Wasser und einer ordentlichen Bürste beikommen kann.
Nein, das Gesamtbild und Nahaufnahmen sowie der zeitliche Horizont ließen mich zu dem Schluss kommen, dass es sich nicht um Kalkausblühungen handelt, sondern um etwas Hartnäckigeres, was sich etrem gut festsetzt in den Betonporen des Pflastersteins. Bei den weiteren Recherchen stieß ich dann darauf, dass es Flechten sein könnten. Bei solchen Flechten handelt es sich um eine Symbiose aus Pilzen und Algen. Ein Blick auf Wikipedia zu Flechten und den dort gezeigten Bilder ließ ach eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. Wenn die weißen oder hellen Flecken, wie auf den hier gezeigten Bildern aussehen, kann man davon ausgehen, dass es sich um Flechten handelt und die sitzen richtig fest im Stein. Mit einer einfachen Bürste oder einem Schrubber ist da kaum Abhilfe zu schaffen. Wir sprechen hier zwar von weißen und hellgrauen Flecken. Diese Flechten können aber durchaus auch in andere Farben auftreten, so dass man dann grüne oder gelbe Flecken beobachtet.
Nun, da das Corpus Delicti identifiziert war, begann die Odyssee, wie man es wieder los wird; sprich die Flechten entfernen kann. Dies kostete mich einige Zeit und einige Versuche. Insgesamt habe ich an ausgewählten Stellen 4 Varianten ausprobiert, drei davon mit mäßigem Erfolg. Die letzte hier vorgestellte Variante zum Entfernen der Flecken, war dann die mit dem besten Ergebnis auch im Verhältnis zu Fläche und dem Zeitaufwand. Im konkreten Fall handelte es sich um 80 m² die zu bearbeiten waren.
An einem einzelnen Pflasterstein wurde der hier gezeigte Kraftreiniger für Stein und Beton pur aufgetragen und dann mit einer Bürste in den Stein eingearbeitet. Danach wurde mit Klarwasser nachgespült und dabei weiter gebürstet, so dass der gelöste Schmutz abfließen konnte. Der betreffende Stein war danach wesentlich heller und die Flechtenflecken waren auch reduziert. Ein bisschen Bedenken bestanden, ob die Chemie des Kraftreinigers nicht den Stein angreift und ggf. die Farben aus dem Luckauer Altstadtpflaster herauslöst. Der Vorgang des Bürstens war auch sehr kraftintensiv, so dass es sich für größere Flächen, wie den hier vorgefundenen 80 m², eher nicht eignet.
Der nächste Versuch betraf Essig bzw. die stärkere Form 25%tige-Essigessenz. Dies geht noch durchaus als Hausmittel durch. Die Idee dahinter: Säure ist stark reaktiv und Lebewesen vertragen keine Säure, außer vielleicht im Magen, so dass die Flechten unter Einwirkung der Säure absterben und sich dann leicht mit der Bürste wegschrubben lassen. Also wurde die pure Essigessenz über ausgewählte Pflastersteine verteilt und schön lange einwirken gelassen (1-2 Tage). Danach ging es wieder mit klaren Wasser und Bürste ran. Es konnten damit durchaus Reinigungseffekte erzielt werden, wie man auf nachfolgendem Bild sieht. Wer Chemie vermeiden will und kleine Flächen hat, kann sich damit versuchen. Für große Flächen braucht man dann relativ viel Essig und sollte darüber nachdenken diesen mittels einer Sprühflasche zu verteilen.
Ein weiterer "Geheimtipp" aus der Rubrik "Hausmittelchen" Natronpulver in heißem Wasser zu lösen. Dazu kauft man reines Natronpulver. Dieses gibt es in vielen Supermärkten und wird auch als Allzweckwaffe in der Haushaltsreinigung angepriesen. Man bringt dann 10l Wasser zum Kochen und gib dann dem heißen Wasser ca. 100g Natron dazu. Ordentlich umrühren bis sich das Natron gelöst hat. Danach verteilt man die Lösung über die betreffenden Pflastersteine und lässt das Ganze wieder ca. 1-2 Tage einwirken. Danach bearbeitet man, wie oben bei der Essigessenz, die betreffenden Stellen mit der Bürste und spült mit klarem Wasser nach.
Für den Test, hatte ich mich erstmal mit 1 Liter Wasser begnügt. Das Ergebniss ist ähnlich passabel wie mit Essigessenz, aber nach meinem Dafürhalten nicht optimal. Aber auch dieses Verfahren ist relativ aufwendig und zeitintensiv, denn 10 Liter Wasser brauchen auch erstmal ein Weilchen bis die kochen und für große Flächen benötigt man mehrere 10 Liter-Töpfe. Und auch das Bürsten eignet sich nur für kleine bis mittlere Flächen, sonst Fallen einem die Arme ab.
Vorweg: Bei der letzten Methode die zum Entfernen der Flecken (Flechten) auf den Pflastersteinen eingesetzt wurde, handelt es sich um die mit dem besten Ergebnis. In diesem Fall wurde ein Hochdruckreiniger von Kärcher (K7 WCM Premium Home) verwendet. Dieser hat auch gleich einen Flächenreiniger dabei. Sicherlich kann man sich auch für andere Hersteller und/oder Modell entscheiden. In diesem Fall war mir eine hoche Druckstufe (bis zu 180 bar) wichtig, um einen möglichst hohen Reinigungseffekt zu erzielen und der Flächenreiniger an sich. Ein solcher Flächenreiniger lässt sich für die meisten Hochdruckreiniger auch als Zubehörteil kaufen.
Bei diesem Hochdruckreiniger hat man die Möglichkeit auch Reinigungsflüssigkeit (Steinreiniger) anzuschließen. Diese wird dann während der Reinigung dem Wasser dazu dosiert. Ist alles angeschlossen (Strom, Wasser, Flächenreinigung, ggf. Reinigungsflüssigkeit) dann startet man den Prozess und geht mit dem Flächenreiniger langsam über die Pflastersteine. Dabei wird neben den Flechten auch allerhand Dreck, wie Moos aus den Fugen, aus den Pflastersteinen herausgespült. Nachteilig ist, dass auch der Fugensand zu großen Teilen herausgespült wird. Hier muss man ggf. neuen trockenen Kies im Nachgang einfegen. Ist man mit der Flächenreinigung fertig, spült man am besten mit einem Wasserschlauch oder der Hochdruckpistole des Kärchers nach, um den gelösten Dreck von den Pflastersteinen herunterzuspülen.
Das Ergebnis kann sich echt sehen lassen. Deutliche Unterschiede zu vorher und nachher und viel besser als bei den Hausmittelchen Natron oder Essig.
Egal mit welcher Methode die Pflastersteine gereinigt wurden, wird empfohlen, diese danach zu imprägnieren, damit der Reinigungseffekt länger anhält und die Flecken nicht so schnell wieder kommen. Dazu gibt es verschiedene Mittelchen am Markt. Ziel ist es, dass eine Art Schutzschicht aufgetragen wird und man dadurch eine längere Freude am Reinigungseffekt hat. Ob es wirklich was taugt und ob es wirklich einen Effekt gibt zwischen Imprägnierung und keiner Imprägnierung, kann ich noch nicht berichten. Ggf. ist das alles auch Geldschneiderei und so wie im Schuhladen, wo einen beim Kauf das neuen Paars Schuhe auch immer noch versucht wird ein Pflegemittel aufzuschwatzen. Stellt sich auch die Frage, wie beständig die Imprägnierung ist, wenn täglich darüber gelaufen wird oder auch Autos täglich darüber fahren?
Ich starte den hoffentlich langjährigen Versuch mit einem Imprägniermittel von NanoProtect, wie oben abgebildet. Ich habe die konzentrierte Lösung verwendet, die man noch anrühren muss, um paar Euro zu sparen. Man kann es aber auch gleich fertig kaufen. Das Konzentrat kann man dann gleich in der Drucksprühflasche anmischen und soll dann innerhalb von zwei Wochen verwendet werden. Mit dem Drucksprüher trägt man das Imprägniermittel dann gleichmäßig auf. Die Pflastersteine sollten möglichst keine Schmutzpartikel mehr haben, also gereinigt sein, weil diese dann von der Imprägnierung eingeschlossen werden. Die Imprägnierung der Pflastersteine soll bei trockenem Wetter erfolgen, es sollte innerhalb der nächsten 24 Stunden kein Regen darauf kommen. Auch sollte man es vermeiden innerhalb von 4-5 Stunden nach der Imprägnierung das Pflaster zu begehen oder zu befahren.
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Da ich ich generell etwas skeptisch bin insbesondere bezüglich des Nutzens der Imprägnierung, stelle ich hier mal zwei Fotos ein, wie es nach der Entfernung der Flechten und Flecken auf den Pfastersteinen einschließlich Imprägnierung aussah. Und wenn ich daran denke, werde ich es weiterverfolgen und dann ggf. ein jährliches (hoffentlich nicht schon eher) Update einstellen, wie beständig die Reinigungsmaßnahme war oder eben auch nicht.
Nach dem ersten Regen war auch sehr schön der Abperleffekt, manchmal auch Lotuseffekt genannt, zu beobachten. Dieser soll bewirken, dass Schmutz sich nicht in den Steinen und dessen Poren festsetzt, sondern mit dem Regen weggespült wird. Voraussetzung ist natürlich, dass die Pflastersteine mit Gefälle verlegt sind und der Regen abfließen kann. Da nie alles abfließt kommt es trotzdem zu dieser Tropfenbildung, wie auf dem nachfolgenden Bild zu sehen ist Das hat den Nachteil, wenn man die Pflastersteine direkt nach dem Regen begehen muss, dass man dann ziemlich nasse Schuhsohlen bekommt. Ohne Abperleffekt waren die Pflastersteine einfach nur feucht.
[Datum: 14.07.2024]